Beschreibung einzelner Lerneinheiten (ECTS-Lehrveranstaltungsbeschreibungen) pro Semester

  
Studiengang:Kontextstudium
Studiengangsart:Intern
 Besuch einzelner Lehrveranstaltungen
 Sommersemester 2025
  

Titel der Lehrveranstaltung / des ModulsEinführung in die Finanzmärkte - Überblick
Kennzahl der Lehrveranstaltung / des Moduls800101012200
UnterrichtsspracheDeutsch / Englisch
Art der Lehrveranstaltung (Pflichtfach, Wahlfach)Wahlfach
Semester in dem die Lehrveranstaltung angeboten wirdSommersemester 2025
Semesterwochenstunden2
Studienjahr2025
Niveau der Lehrveranstaltung / des Moduls laut Lehrplan1. Zyklus (Bachelor)
Anzahl der zugewiesenen ECTS-Credits3
Name des/der VortragendenGunther ROTHFUSS


Voraussetzungen und Begleitbedingungen

Keine Voraussetzungen. Die Lehrveranstaltung hat einführenden Charakter.

Zeitfenster: 20. Februar bis 10. April 2025 ODER 24. April bis 3. Juli 2025, jeweils Donnerstag ab 18 Uhr

Kurssprache: Englisch (20.2.-10.4., jeweils Donnerstag ab 18 Uhr)

Kurssprache: Deutsch (24.4.-3.7., jeweils Donnerstag ab 18 Uhr)

Kursbelegung: Minimum 9 Personen / Maximum 26 Personen

Kurskosten: Keine

Nachhaltigkeit: SDG 8 - dauerhaftes Wirtschaftswachstum

Lehrinhalte

Das Modul betrachtet die Frage, wie die Finanzmärkte Unternehmen und unser Privatleben beeinflussen. Ergänzend werden einige wichtige Fragen der Makroökonomik diskutiert, insbesondere Außenhandel und ökonomische Wohlfahrt. Studierende sollen die durchschlagende Wirkung der Finanzmärkte und ihren Bezug zur Realwirtschaft erkennen.

Zu dieser LV gibt es einen ergänzenden Kurs „Einführung in die Finanzmärkte: Marktstrategie". Die beiden Lehrveranstaltungen sind nicht konsekutiv und können unabhängig gewählt werden.

Rahmenliste für die Themen von „Einführung in die Finanzmärkte: Überblick":

  • Adam Smith und die unsichtbare Hand: der volkswirtschaftliche Zweck von Finanzmärkten
  • Was hat englisches Tuch mit portugiesischem Wein zu tun? Ein ehemaliger Börsenhändler und der internationale Handel
  • Abraham Lincoln musste ohne Federal Reserve Bank auskommen: Die Rolle von Zentralbanken und von Finanzmarktregulierung
  • Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles: Was schon so alles unter Geld verstanden wurde - von Gold bis BitCoin
  • Ob der indonesische Urwald stirbt, wird in Chicago entschieden: Akteure, Assetklassen, internationale Verflechtung
  • Nathan Mayer Rothschild soll mit der Schlacht von Waterloo ein Vermögen verdient haben: Information, Informationsasymmetrie und Know-How als bestimmender Faktor
Lernergebnisse

Der Kurs richtet sich ganz ausdrücklich an Studierende aller Fachrichtungen. Wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt, sondern bei Bedarf vermittelt. Das ist möglich, weil betriebswirtschaftliche Kenntnisse nicht für den Überblick über die Finanzmärkte gebraucht werden, sondern erst für das detaillierte Verständnis z.B. von Fragen der Unternehmensbewertung.

Studierende sollen ein wirtschaftswissenschaftliches Grundverständnis entwickeln, das ihnen die durchschlagende Wirkung der Finanzmärkte zu erkennen erlaubt. Außerdem soll die Lehrveranstaltung interdisziplinäres Denken gezielt fördern.

Im Einzelnen können die Studierenden in Grundzügen beschreiben, welchen Zwecken die Finanzmärkte dienen, welche Akteure es darin gibt und welche Rolle Information, Informationsasymmetrie und Intermediation spielen.

Die Studierenden können wichtige Eigenschaften von Geld benennen und reflektieren, wie der Geldbegriff im Zeitalter von Kryptowährungen zu sehen ist.

Die Studierenden können beschreiben, was Konjunktur- und Finanzmarktzyklen sind und wie diese Zyklen zusammenhängen. Sie kennen die zentrale Theorie des Außenhandels (komparativer Vorteil) sowie das Konzept der ökonomischen Wohlfahrt und können daraus ableiten, welche Folgen die Abschottung von Märkten hat.

Die Studierenden können in Grundzügen beschreiben, wie die Finanzmärkte international verflochten sind, wie sie reguliert sind und welche Rolle insbesondere Notenbanken und Währungsmärkte spielen. Sie können den Unterschied zwischen Geldpolitik und Finanzpolitik erläutern.

Die Studierenden können sich eigenständig und strukturiert weiter in die Finanzmärkte einarbeiten.

Anmerkung zur Weiterentwicklung des Konzepts: Die Liste der Lernergebnisse ist mit den Erfahrungen der Jahre 2018 und 2019 gestrafft und fokussiert worden.

Zur Frage „Wie kann ich mich weiterentwickeln, wenn ich mit dieser Lehrveranstaltung arbeite? Was kann ich mir daraus mitnehmen?": Die Erfahrung aus den Jahren 2018 und 2019 zeigt, dass selbst Studierende der Betriebswirtschaft i.d.R. nur einführende Kenntnisse der Finanzmärkte haben, gleichzeitig aber viele Fragen dazu in die LV mitbringen. Alle Fragen werden gezielt und im Dialog beantwortet.

Studierende können sich weiterentwickeln, indem sie die Kräfte der (Kapital-)Märkte gezielt in ihre persönliche und berufliche Planung mit aufnehmen. Sie können mitnehmen, dass man auf praktisch jede (Kapital-) Marktsituation aktiv und gestaltend reagieren kann.

Konkrete Beispiele: Im beruflichen Umfeld können Studierende gezielt darüber nachdenken, wo wir gerade im Konjunktur- und Finanzmarktzyklus stehen und wie die aktuellen Zins- und Wechselkursprognosen lauten. Diese Information können sie aktiv in die Planung z.B. von Unternehmensfinanzierungen (BWL), Produktionsanpassungen (BWL, Mechatronik) oder Forschungsinitiativen (alle) mit einbeziehen.

Im privaten Umfeld können Studierende z.B. gezielt den privaten Immobilienkredit optimieren oder sich fundierte Gedanken dazu machen, was sie mit dem Sparbuch der Oma machen sollen.

Geplante Lernaktivitäten und Lehrmethoden

1) Vor Beginn der LV: Vorkenntnisse, Interessen und etwaige konkrete Fragen
und Literaturvorschläge der LV-Teilnehmer werden vor dem Hintergrund des vorläufigen Curriculums erhoben. Daraus entsteht eine „heatmap" der wichtigsten Themen. Sie erhalten in der LV den größten Raum.

2) Im Ablauf der LV:

a. Impulsvorlesung: Prinzipiell findet immer eine Impulsvorlesung zur Thematik des Tages statt. Die Impulsvorlesungen sollen die Themen der Sitzung an besonders markanten Beispielen exemplarisch aufarbeiten. Beispielsweise kann die Rolle der Zentralbanken am Vergleich zwischen der Weltwirtschaftskrise 1929-1933 und der „Great Recession" von 2008-2011 sehr schlagend gezeigt werden.
Rolle des Lehrenden: dominierend, vortragend

b. Komplexere Themen werden mit „Inverted Classroom"-Methoden vorbereitet. Voraussichtlich werden solche Methoden bei der Geschichte des Geldes und dem Zusammenhang von Zentralbankzins und Marktzins erforderlich sein.
Rolle des Lehrenden: informierend, orientierend, anregend

c. Diskussion: In der Diskussion sollen die Studierenden intensiv über die Impulsvorlesung reden. Idealerweise gibt es verschiedene Sichtweisen, über die dann eine konstruktive Debatte zustande kommt. Darüber hinaus sollen die Studierenden hier die Fragen stellen, die sie konkret zu den Inhalten der Impulsvorlesung stellen. Damit sollen sie insbesondere dazu animiert werden, selbst eine aktive Rolle einzunehmen.
Rolle des Lehrenden: moderierend, informierend

d. Eigene Fragen: Studierende sollen jederzeit Fragen stellen können, auf die sie im Zusammenhang mit den Inhalten der LV stoßen, auch wenn solche Fragen deutlich über die eigentlichen Inhalte von Impulsvorlesungen hinausführen. Im letzten Jahr hatten sich Teilnehmer z.B. für die türkische Zentralbankpolitik und für Immobilienkredite interessiert. Aus organisatorischen Gründen könnte es sinnvoll sein, solche Fragen in einem eigenen Tagesordnungspunkt zu bündeln.
Rolle des Lehrenden: informierend, aktivierend, impulsgebend

e. Selbständige Team-Arbeit: Im Zusammenhang mit der Impulsvorlesung bekommen die Studierenden einige möglichst tagesaktuelle Impulse für die eigene Team-Arbeit. Auch damit sollen sie insbesondere dazu animiert werden, selbst eine aktive Rolle einzunehmen, die Bedeutung von Makro-Phänomenen für die eigene Lebenswelt zu hinterfragen und zu überlegen, ob bestimmte Fakten nicht vielleicht ganz verschieden gesehen werden können. Die Ergebnisse werden im Anschluss kurz vorgestellt.
Beispiele: Im Zusammenhang mit den Zentralbanken bietet sich im Augenblick selbständige Team-Arbeit zur Unabhängigkeit der Zentralbanken an (Türkei, USA). Im Zusammenhang mit der Zinspolitik sind z.B. Nullzins-Politik, Christine Lagarde oder LTRO interessant.
Rolle des Lehrenden: unterstützend, moderierend

Prüfungsmethode und Beurteilungskriterien

Kernziel aus Sicht des Lehrenden ist, dass die Studierenden die Relevanz der Thematik für sich entdecken und die angesprochenen Themen in der Zukunft aktiver in das eigene Umfeld einbeziehen. Das ist durch eine Klausur nicht zu prüfen. Die Prüfungsmethode zielt daher darauf ab, exemplarisch und mindset-orientiert zu prüfen anhand von aktiver Teilnahme an den Sitzungen und einer Seminarbeit zu einem selbstgewählten Thema.

Bewertungskriterien: die üblichen akademischen Qualitätskriterien; dazu Neugier, Eigenständigkeit, Kreativität, analytische Vorgehensweise, assoziatives Denken, Transfer, Reflexion, Mut zur Lücke.

Kommentar

Weitere Fragen bitte an: gunther.rothfuss@fhv.at (Durchwahl 3006).

Fragen per Mail werden innerhalb von sieben Arbeitstagen beantwortet. Es kann auch gerne ein Gesprächstermin vereinbart werden. 

Terminvorschläge auf Anfrage. Bitte in der Anfrage kurz die Themen nennen, die zu besprechen sind. 

Empfohlene Fachliteratur und andere Lernressourcen

Ein Reader mit einführenden und vertiefenden Texten wird angeboten. Die Lektüre wird empfohlen, ist aber nicht verpflichtend.

Für die selbständige Team-Arbeit und „Inverted Classroom"-Elemente werden tagesaktuelle Materialien eingesetzt.

Im Lauf der Veranstaltung werden einige digitale Ressourcen vorgestellt und empfohlen. „Klassische" Texte werden, wo sinnvoll, erwähnt, aber überwiegend nicht empfohlen, weil sie zu sehr ins fachliche Detail gehen (Mankiw: Makroökonomik) und/oder nicht aktuell genug sind (Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money: with The Economic Consequences of the Peace).

Art der Vermittlung

Ziel ist eine dialogische Veranstaltung, in die sich die Studierenden aktiv einbringen. Alle sollen sich ermutigt fühlen, eigene Fragen zu stellen und die vermittelten Inhalte auf die eigene Situation anzuwenden. Idealerweise kommt ein echter Diskurs zustande, durch den die Studierenden dazu angeregt werden, sich eigenständig weiter in die Thematik einzuarbeiten.

Die Art der Vermittlung soll die Studierenden insbesondere dazu anregen:

1) Makroökonomische Phänomene und die Finanzmärkte nicht als unkontrollierbares Geschehen außerhalb der eigenen Lebenswelt wahrzunehmen, sondern als etwas, das direkte Konsequenzen für uns alle hat und auf das wir durch eigene Entscheidungen klug reagieren können

2) Makroökonomische Phänomene und die Finanzmärkte als komplexe, adaptive Systeme von Systemen zu verstehen, die ihrer Natur nach multidisziplinär sind und in denen alle Akteure eigene Ziele verfolgen und eigene Sichtweisen haben

3) Die aufgeworfenen Fragen als Bereicherung und spannende Herausforderung zu erleben, auch und gerade weil man sie immer nur ausschnittsweise und unvollkommen verstehen kann






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